Das Schweigen der Monarchie – Prinzessin Kate offenbart Krebserkrankung

Das Schweigen der Monarchie – Prinzessin Kate offenbart Krebserkrankung

Analyse

Das "No Bullshit"-Gebot

 

 Wir schauen uns heute ein Live-Interview von „Le Bijou“-Mitbegründer und CEO Alex Hübner auf CNN Money Switzerland an. Das Interview wurde im Rahmen der Corona-Krise geführt und ist unter verschiedenen Aspekten unglücklich verlaufen für den Interview-Gast.

„Le Bijou“ ist ein Startup Unternehmen, das luxuriöse Wohnungen für Kurzzeitmieten anbietet – und damit den klassischen Hotelsuiten Konkurrenz macht. Die Objekte zeichnen sich durch besonders edles Design und neuste Technologie wie den digitalen Butler aus. – Im Umfeld der Corona-Krise hat „Le Bijou“ damit Schlagzeilen gemacht, dass es seine Apartements im Hochpreis-Segment für eine „Luxus-Quarantäne“ angeboten hat.

Augenkontakt

Der erste Punkt, der an dem Interview auffällt: Hübner hat selten Augenkontakt mit der Journalistin respektive mit der Kamera. Damit erweckt er den Eindruck, dem Blickkontakt ausweichen zu wollen. Die deute Redensart, „er konnte mir nicht in die Augen schauen“, legt schon nahe, wie dieses Verhalten wirkt: Wenig souverän, wenig selbstbewusst.

Dabei ist festzuhalten, dass die Situation der Duplexschaltung, wie wir sie hier haben, tatsächlich eine der schwierigesten Mediensituationen überhaupt ist. Ohne das entsprechende Training ist das Risiko enorm hoch, mit den Augen abzuschweifen, wie es Hübner hier passiert.

Bei einem klassischen Interview, bei dem die Journalistin den Gesprächspartner vor Ort trifft und befragt, ist die Grundregel klar: Der Blick in die Kamera ist dann tabu, der Augenkontakt ganz auf das Gegenüber ausgerichtet.

Diese goldene Regel gilt nur in einer Situation nicht – genau bei dieser sogenannten „Duplex-Schaltung“ oder „Schalte“. Die Interviewerin befindet sich hier nicht direkt bei Ihrem Gesprächsgast, sondern im Sendestudio. Der Interviewpartner ist durch eine technische Verbindung (früher Satellit, heute mehr und mehr über eine der neuen Messender-Apps wie Skype, WhatsApp, Team oder Zoom) zugeschaltet.

Und in dieser Situation gilt nun die Ausnahmeregel, dass der Blick in die Kamera gerichtet sein soll – und möglichst nur dahin.  Das ist bisweilen gar nicht einfach und wird deshalb auch in unseren Trainings explizit geübt.

Auch die Haltung ist übrigens wichtig: Anders als bei Face-to-Face Interviews üblich sitzen die Gesprächsgäste bei Schaltungen häufig – und zeigen dabei eine schlechte Körperhaltung. Das kann beispielsweise mit einem Stuhl ohne Rücklehne verbessert werden.

Frage der Journalistin: „Haben Sie verständnis für die Kritik?“

„Nein, diese Leute haben es nicht richtig verstanden.“

Das Empathie-Gebot

Ganz wichtig: Nehmen Sie einen Medienauftritt wahr, um auf Ihr Reputationskonto einzubezahlen. Das verlangt nach Empathie. Wenn die Journalistin Sie fragt, ob es Ihnen egal sei, wenn andere Sie für ihr Geschäftsmodell kritisieren, dann antworten Sie nie mit Ja. Nie, nie, nie. Denn eine solche Aussage wirkt für viele überheblich. Sogar für solche, die sich der Kritik nicht anschliessen und eigentlich auf Ihrer Seite sind.

Seien Sie sich auch bewusst: Sie verkaufen besser, wenn die Dienstleistung oder das Produkt, das Sie anbieten, soziale Akzeptanz hat. Und das schlicht deshalb, weil Sie immer eine Anzahl Kundinnen und Kunden haben werden, die es sich nicht leisten können oder wollen, einen Service zu nutzen, der diskreditiert wird.

Und sogar wenn Sie Ihre Produktion zu 100% ausgelastet haben und gar nicht mehr produzieren und verkaufen könnten: Tappen Sie nie in die Überheblichkeitsfalle.

Aber wie lösen Sie eine solche Situation? Zeigen Sie immer Verständnis für die Kritik. Und gehen Sie anschliessend darauf an.

Und jetzt ist das sprachliche Feingefühl gefragt: mit einer Aussage wie „Die Kritiker haben es nicht verstanden“ greifen Sie nicht nur die Kritiker an, sondern auch all‘ die, welche die Frage für gerechtfertigt halten. Formulieren Sie deshalb in solchen Situationen behutsam.

Zum Beispiel so: „Ich habe schon einige Gespräche dazu geführt mit Kritikern unserer Corona-Offensive. Und immer festgestellt, dass Sie Ihre Kritik zurücknehmen, wenn wir Ihnen beispielsweise klar machen können, dass 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unseren Apartements ihren Lebensunterhalt verdienen müssen.“

Und wenn Ihr Publikum etwas nicht verstanden hat: Greifen Sie es dafür nicht an, sondern üben Sie Selbstkritik: „Wir haben das womöglich zu wenig gut erklärt.“ Oder: „Die Kommunikation war leider etwas verkürzt.“

 

 

Vorbereitung ist das halbe Leben

Dasselbe auf die Frage, ob es nicht stossend sei, dass in Zeiten einer solchen Not Personen mit viel Geld eine bevorzugte medizinische Versorgung erhielten. Bei einer solchen Frage sollten Sie zunächst klären: Sie Sie als Hospitaliy-Anbieter die richtige Person, um das einzuschätzen? Vermutlich nicht.

Grenzen Sie deshalb zunächst mal Ihre Kompetenz ab: „Ich bin kein Experte für das Gesundheitssystem.“ Und dann: „Was die Schweiz ja auszeichnet, ist die Tatsache, dass hier jeder Menschen, und wirklich jeder, eine hervorragende medizinische Versorgung erhält. Aber es ist in der Tat so wie in wohl allen freiheitlichen Gesellschaften: Mehr Wohlstand erlaubt gewisse Annehmlichkeiten. Das ist in Krisenzeiten nicht anders als sonst: Als Topverdiener können Sie es sich leisten, Ware liefern zu lassen – ich muss sie mir selbst im Laden holen.“

Auf solche Analysen hören wir oft:  „Im Nachhinein sagt sich das natürlich einfach.“ Und diese Aussage ist völlig berechtigt. Deshalb wollen wir das „im Nachhinein“ vor das Interview mit der Journalistin verlegen. Indem Sie als letzten Punkt Ihrer Vorbereitung ein Interview durchspielen, bevor Sie es tatsächlich halten.

Dabei müssen alle kritischen Fragen, die man Ihnen stellen kann, auf den Tisch. Wenn Ihr interne Kommunikations-Abteilung das nicht leisten kann – oder Sie schlicht keine haben – dann bemühen Sie einen externen Anbieter dafür. Das kostet nicht alle Welt, erspart Ihnen aber unerwartete kritische Fragen, auf die Sie nicht vorbereitet sind.

Wir nennen das „Nasty Questions List“. Eine Liste, die Sie unbedingt führen und immer wieder aktualisieren sollten: Jede Branche hat ja gewisse Standard-Vorwürfe immer wieder zu parieren.

 

Die Bündner Rassismuskeule

Die Bündner Rassismuskeule

Die regelmässige Bündner RAssismus-Keule

Schon wieder!

Die professionellen Empörer haben wieder einmal Konjunktur, nachdem in Davos am Wochenende ein Schild eines Schlittenvermieters in hebräischer Sprache entdeckt wurde, auf dem dieser ankündigt, Juden nach schlechten Erfahrungen keine Schlitten mehr zu vermieten.

Das Boulevardblatt BLICK aus dem Hause Ringier bestraft den Pächter der Schlittenvermietung mit der Höchststrafe und publiziert innerhalb zweier Tage in seiner Online-Ausgabe nicht weniger als 9 Geschichten zu dem Thema.

Sie sollten es eigentlich wissen

Kritik am Verhalten (insbesondere orthodoxer) Juden ist im Bündnerland kein neues Phänomen. Man erinnert sich an eine Unterkunft in Arosa, in welcher auf einem Plakat, gerichtet «an unsere jüdischen Gäste», erinnert wurde, dass vor dem Schwimmen im Pool erwartet werde, dass man sich dusche. Ansonsten werde das Bad für die jüdischen Gäste geschlossen. Das war 2017. Und der Aufschrei gross.

Im letzten Sommer wird einer jüdischen Familie in Parpan eine Unterkunft verweigert. Man habe in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht mit Schäden an den Häusern. Wieder ist das Entsetzen gross, in den Medien wird die Rassismuskeule geschwungen, mit erheblichen Imageschäden für die Feriendestination.

Das ist auch beim jüngsten Vorfall nicht anders. Der BLICK kennt, wie immer bei dem Thema, kein Halten mehr. Ob er damit der Sache dient, bleibt dahingestellt. Auf Social Media beklagen empörte Gutmenschen den schlimmen Rassismus, andere erzählen von eigenen negativen Erfahrungen mit jüdischen Mitmenschen. Erboste Juden reichen Strafanzeige ein, etwas besonnenere versuchen zu erklären, dass sich womöglich auch andere Menschen immer nur korrekt verhielten, aber oftmals wohl einfach weniger wahrgenommen würden, weil sie äusserlich nicht aufflielen. Der lokale Vertreter der Tourismusbranche versucht, das Problem auf «einige wenige» auf beiden Seiten des Konflikts zu beschränken, der Vertreter der kantonalen Tourismusbranche nutzt die Chance, um den Seinen wieder mal die Kutteln zu putzen und sie daran zu erinnern, was Gastfreundschaft sei.

Der Davoser Tourismus-Direktor reto Brantschi

«Die Schwierigkeiten mit einem kleinen Teil der orthodoxen jüdischen Gäste sind leider eine Tatsache, Das Problem hat zwei Seiten und schwelt seit Jahren.»

Grosses Geheul, und dann?

Die mediale Empörungsbewirtschaftung lauft also im 6. Gang  – mit zugeschaltetem Turbo. Wie das heutzutage üblich ist. Die Staatsanwaltschaft wird eine Unter-suchung durchführen und mutmasslich einen Strafbefehl ausstellen, was den Missmut gegenüber der Gästegruppe, man ahnt es, wohl kaum verringern wird.

Was ist in einer solchen Lage aus kommunikativer Sicht zu raten? – Tatsächlich: Es ist schwierig. Der fehlbare Schlittenvermieter hat sich in den Medien entschuldigt, der kantonale Tourismusvertreter lässt medial ausrichten, er nehme ihm die Entschuldigung nicht ab. Man redet übereinander, aber nicht miteinander.

Da ist aktuell also in Sachen Kommunikation wenig auszurichten. In solchen Situation ist der Rat, einfach einmal zu schweigen, oft der Beste.

Nur so kehrt – früher oder später – Ruhe ein. Die Shitstorms flachen ab, und andere Themen mit höherer Dringlichkeit verhindern, dass all‘ die Massnahmen wie Mediationen oder Task Forces, die in der Hitze des Gefechts in Aussicht gestellt wurden, tatsächlich durchgeführt werden. Zudem plagt das Alltagsgeschäft, das, allen Unkenrufen zum Trotz, trotz dem Skandal nicht gelitten hat und auch die Anzahl Logiernächte nicht ins Bodenlose fallen liess.

Daran erinnern wird man sich erst, wenn der nächste Fall publik wird und ein Journalist nachfragt, was eigentlich aus den damaligen Versprechen geworden ist.

Und dann wird wieder alles von vorne losgehen. Als ob es die Rassismusskandale einfach in einem gewissen Rhythmus bräuchte, um sich allseitig wieder einmal ordentlich empören zu können.

 

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