Sichtbarkeit

durch Medienarbeit

Sichtbarkeit ist das Marketing-Schlagwort für Selbständige und Freiberufler im Jahr 2023. Nebst dem Marketing für die medizinische Praxis hilft Sichtbarkeit aber auch, in Krisenlagen nicht unterzugehen.

Blicken wir auf zwei frühere Beispiele zurück, in denen Ärzte in der Öffentlichkeit unter Druck gerieten – egal ob berechtigter oder unberechtigterweise: Im August 2012 fuhr der BLICK eine regelrechte Kampagne gegen die damalige Chefärztin Gynäkologie am Spital Wil. Hintergrund: Die Ärztin war vor dem Bezirksgericht der fahrlässigen Tötung angeklagt (und schliesslich auch verurteilt worden). Der Gerichtsfall bezog sich auf eine Patientin, die 2007 eine Totgeburt hatte und anschliessend Blutungen. Die diensthabenden Ärzte hatten die Chefärztin zu lange nicht einbezogen, weil sie die Situation unterschätzten und der Chefin nicht zur Last fallen wollten.

 

Der Todesfall war fünf Jahre lang unter dem Deckel gehalten worden – erst, als der Gerichtstermin anstand (und damit alles öffentlich wurde), wurden die Medien auf die Situation aufmerksam. Ein ordentliches Krisenmanagement fand in der Zeit nicht statt. Die vorgesetzten politischen Stellen versuchten der Chefärztin zwar zunächst den Rücken freizuhalten, als der Druck indes zu gross wurde, verliess die Chefärztin umständehalber ihren Posten.

Dieselben Erkenntnisse zeigten sich auch in dem überaus medienträchtigen «Fall Maisano» am Universitätsspital Zürich. Auch hier zeigt die Analyse, dass (zu) lange kein ordentliches Krisenmanagement installiert wurde. Und auch hier liessen die Verantwortlichen ihren Chefarzt schliesslich fallen, als der Druck auf sie zu gross wurde. Maisano wurde aber auch zum Verhängnis, dass intern eine schlechte Führungskultur herrschte und interne Konflikte so lange unbearbeitet blieben, bis sie schliesslich zur vollständigen Eskalation führten.

In beiden Fällen zeigte sich, dass die betroffenen Chefärzte über keine – oder keine ausreichende «Hausmacht» verfügten, um den drohenden publizistischen Tornado zu beenden.

Was ist Hausmacht?

Wir verstehen darunter mehrere Aspekte der Reputationsbildung und Verankerung innerhalb verschiedener Gruppen von Stakeholdern. Beginnend bei den Kundinnen und Kunden – respektive den Patienten, im Falle von Medizinerinnen und Medizinern. Sie bilden quasi die Basis: Zufriedene loyale Patientinnen und Patienten, die möglicherweise sogar davon überzeugt sind, ein Arzt habe ihr Leben gerettet, sind eine wichtige publizistische Basis. Ihre Reaktionen – beispielsweise in Form von positiven Leserbriefen – sind nicht zu unterschätzen. 

Ebenso wichtig: eine gute Vernetzung unter Peers, die in einem Ereignisfall für einen einstehen würden. Sei es mit Stellungnahmen – öffentlich oder hinter den Kulissen, sei es mit anderweitiger Unterstützung. Die kann beispielsweise darin bestehen, bei einer rechtzeitigen beruflichen Veränderung Hilfe zu leisten. Die Erfahrung zeigt, dass eine aufziehende Krise nicht selten am besten durch eine rasche berufliche Veränderung abgewendet wird. Noch bevor in der Öffentlichkeit so viel Geschirr zerschlagen ist, dass eine berufliche Veränderung aufgrund des Reputationsschadens sehr schwierig geworden ist. Wer dank eines tragfähigen Netzwerkes rasch die Verantwortung übernehmen, aussteigen und an einer anderen Stelle neu anfangen kann, ist definitiv im Vorteil gegenüber jemandem, der keine berufliche Alternative sieht und sich deshalb an seine Funktion klammert, auch wenn sich längst abzeichnet, dass sie nicht zu halten sein wird.

Beispiele auch ausserhalb der Medizin

Wie wichtig eine ordentliche Machtbasis ist, zeigt sich insbesondere bei – im weitesten Sinne – politischen Ämtern. Beispielsweise beim früheren Bundesgerichtspräsidenten Ulrich Meyer. Einige zu saloppe Sprüche am Rande einer Einvernahme, die prompt den Medien zugespielt wurden, brachten ihn unter Sexismusverdacht. Meyer schaffte es, dass auch in seiner eigenen Partei, der SP, niemand öffentlich seinen Rücktritt verlangte und er schliesslich seine letzte Amtszeit ordentlich zu Ende bringen konnte.

Ein anderes Beispiel ist der Zürcher Ständerat und Bundesratskandidat Daniel Jositsch. Der Zürcher begann seine Karriere in der Öffentlichkeit als Professor für Strafrecht der Universität Zürich, der den Medien gerne als Experte bei allerlei Gerichtsfällen und Strafrechts-Geschichten Auskunft gab. Dadurch erlangte er eine Prominenz, die ihm als Plattform für die politische Karriere diente. Die Medien berichten über politische Fehler Jositschs zwar kritisch, gleichwohl hat er bis heute einen guten Zugang zur Journaille. Positionierung und Sichtbarkeit haben ihm bei den Wahlen mit Abstand zum bestgewählten Parlamentarier im Kanton Zürich werden lassen.

Nicht in allen Fällen hilft eine gute Heimmacht, eine Position oder ein Amt auch während eines Sturms zu halten. Fast immer verhilft sie aber dazu, rasch wieder Fuss zu fassen. Das zeigen beispielsweise auch der Fall des ehemaligen Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand, der nach dem erzwungenen Ausscheiden aus dem Amt Vice-Chairman des weltweit grössten Finanzinvestors Blackrock wurde. – Der frühere Schweizer Botschafter in Berlin, Thomas Borer, ist unterdessen als vielfältig engagierter Unternehmensberater tätig und dürfte locker das Einkommen erzielen, das ihm als Botschafter zustand. Beide sind Beispiele für herausragende Netzwerker, die nach einem Stellenverlust aufgrund eines Skandals sofort wieder Boden fassten.

Eine Hausmacht kann aber auch über die mediale Sichtbarkeit hergestellt werden. Wer durch professionelle Medienarbeit über Jahre auf seine Glaubwürdigkeit einbezahlt, geniesst einen Bonus in Krisenzeiten. Ein gutes Beispiel dafür ist der aktuelle SBB CEO Vincent Ducrot. Obwohl er sich erheblichen Herausforderungen gegenüber sieht – Milliardenloch nach Corona, Auflagen des Bundes, mehrfache falsche Versprechungen beim  Unfall im Gotthard-Basistunnel, rote Zahlen im Güterverkehr: Der Patron geniesst bei den Medienschaffenden und in der Öffentlichkeit trotz allem viel Goodwill.

Wichtig: Medienarbeit immer in Absprache mit der Unternehmenskommunikation

In der Privatwirtschaft ist die Kommunikation in der Regel klar geregelt und bei einer Fachstelle, der Unternehmenskommunikation, angesiedelt. Diese ist gelegentlich noch ein Bereich des Marketings, in der moderneren Organisationslehre aber eigentlich mehrheitlich als Stabsstelle direkt bei der Unternehmensleitung platziert. Die Unternehmenskommunikation ist dann in der Regel abschliessend für die Kommunikation nach aussen zuständig.

Universitäre Einrichtungen sind da oft etwas freier organisiert – je nach Organisation verfügen auch einzelne Fakultäten und an Spitälern einzelne Kliniken über Kommunikationsstellen. Wie auch immer: Wichtig ist die Koordination und Absprache. Professionell geführte Kommunikationsabteilungen sind in aller Regel offen für Ideen und Projekte, die Sichtbarkeit für die eigene Organisation bringen. Sie geben ein Corporate Design vor, um die Wiedererkennbarkeit sicherzustellen und kennen die Bedürfnisse der Medien, aber auch die Macken und die Zuverlässigkeit einzelner Journalistinnen und Journalisten sehr gut. Eine gute Zusammenarbeit führt zu Win-Win-Situationen, bei denen sowohl die involvierten Ärzte als auch das Spital oder eine Klinik gemeinsam eine positive Wahrnehmung bei der Zielgruppe erzielen.

Gleichzeitig ist unbestritten, dass gerade in Krisenlagen die Interessen des Arbeitgebers und die des betroffenen Arztes nicht immer deckungsgleich sein müssen. Aus der Sicht des Arztes oder der Ärztin ist es deshalb nachvollziehbar, dass diese nicht vollständig hinter dem Auftritt des Spitals oder der Universität zurückstehen, sondern auch ihre eigene Sichtbarkeit pflegen. Im Idealfall geschieht auch das in Absprache mit der Unternehmenskommunikation und entlang von definierten Leitplanken.

Die «No Go‘s»

Sich als Ärztin oder als Arzt ein öffentliches Profil zu geben, bleibt praktisch immer unproblematisch, solange es dabei um die Darstellung der fachlichen Kompetenz geht und dabei wissenschaftliche Standards eingehalten werden. Wer den Erfolg einer neuen Therapie übertrieben reisserisch darstellt oder Nebenwirkungen beschönigt, provoziert damit allerdings Neider – und mögliche Whistleblower. Wenn das Lob aber von Dritten kommt – beispielsweise zufriedenen Patientinnen und Patienten, ist dagegen nichts einzuwenden.

Bei politisch und gesellschaftlich heiklen Themen raten wir hingegen zu grosser Zurückhaltung. Die Redewendung «Schuster bleibt bei Deinem Leisten» bringt es auf den Punkt: Wir empfehlen, sich immer über den eigenen Kompetenzrahmen bewusst zu sein. Positionieren Sie sich als Medizinerinnen und Mediziner, sprechen Sie über wissenschaftliche Erkenntnisse – und durchaus auch darüber, was die Wissenschaft (noch) nicht weiss oder beantworten kann. 

Politische Aussagen sind nicht die Sache der Wissenschafter

Aus diesen Erkenntnissen dann politische Schlüsse zu ziehen, ist eine andere Aufgabe – und die Verantwortung der dafür zuständigen Personen der Politik. Wie jede Berufsgruppe reagieren auch Politikerinnen und Politiker in der Regel wenig begeistert, wenn ihnen von dritter Seite öffentlich Druck gemacht wird, was sie tun sollen. Wir raten deshalb diesbezüglich zu Zurückhaltung.

Pointierte öffentliche Kommentare zu politischen Themen führen zwar zu Sichtbarkeit, aber eben auch zu Kontroversen. Derlei Aussagen polarisieren, sie mögen Fans schaffen, aber eben auch «Hater». Ein gutes Beispiel dafür sind die Aussagen des Zürcher Professors Adriano Aguzzi zu Beginn der Corona-Pandemie. Aguzzi forderte in einem Video alle Zürcher auf, zuhause zu bleiben – und forderte zusammen mit anderen Ärzten den Bundesrat öffentlich auf, einen Lockdown zu verfügen. Was für Aguzzi in der Folge zu einem Shitstorm und verschiedenen kritischen Medienberichten führte – und wohl sowohl ihm persönlich als auch der Universität und dem Universitätsspital Zürich bei der vorgesetzten Regierung nicht eben viele Sympathien einbrachte.

Fazit: Politische Aussagen haben das Potential, nicht nur dem Arbeitgeber, sondern auch der eigenen Glaubwürdigkeit zu schaden. Aus einer Marketing-Perspektive für die persönliche Positionierung als Ärztin oder Arzt betrachtet, lohnen sich solche (gesellschafts-) politischen Aussagen in der Regel nicht.  

Und wenn überhaupt, dann empfiehlt es sich, zu solchen Themen ausschliesslich im Rahmen einer mit der Unternehmenskommunikation und der Unternehmensleitung abgesprochenen Kommunikationsstrategie Aussagen zu machen. Als solche heikle Themenfelder betrachten wir beispielsweise in der aktuellen Zeit Fragestellungen rund um das Thema Corona (immer noch), Schwangerschaftsabbruch (weniger als in den USA, aber auch hier) oder Transgender-Medizin, insbesondere bei Fragen von Geschlechtsanpassungen oder dem Einsatz von Pubertätsblockern.

Wie bringt man sich in die Medien?

Wer sich medial positionieren will, muss mit den Mechanismen der Medien vertraut sein. Dazu gehört, zu verstehen, welche Themen von den Medien beachtet werden, und welche nicht. Hilfe bietet dabei die Publizistikwissenschaft, die Kriterien identifiziert hat, die zu medialer Beachtung führen. Man spricht dabei von den Nachrichtenfaktoren oder Nachrichtenwerten.

Nachrichtenfaktoren sind Elemente oder Kriterien, die bestimmen, welche Ereignisse oder Themen in den Medien als Nachrichten dargestellt werden. Diese Faktoren beeinflussen die Auswahl, Darstellung und Platzierung von Nachrichten in den verschiedenen Medien. Im Folgenden ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Nachrichtenfaktoren:

Aktualität

Aktuelle Ereignisse haben eine höhere Wahrschein-lichkeit, als Nachrichten dargestellt zu werden, da sie ein hohes Interesse bei den Zuschauern wecken. Bedeutet: Je rascher ein Thema an die Medien herangetragen wird, umso grösser die Chance auf Beachtung.

Kuriosität

Ungewöhnliche oder skurrile Geschichten haben eine erhöhte Chance, als Nachrichten ausgewählt zu werden, da sie das Interesse und die Neugier der Zuschauer wecken.

Nähe

Ereignisse, die räumlich oder emotional nahe sind, ziehen mehr Aufmerk-samkeit auf sich. Lokale Nachrichten haben daher eine höhere Bedeutung. Eine zynische Formel berechnet den Nachrichten-wert von Unfällen oder Katastrophen beispiels-weise nach Anzahl Opfer geteilt durch die Distanz in Kilometern. Der Nach-richtenwert Nähe führt auch dazu, dass bei schlimmen Ereignissen z.B. regelmässig Nachrichten erscheinen mit der Information darüber, ob auch Schweizerinnen und Schweizer beteiligt waren.

Konflikte & Spannung

Konflikte zwischen Personen, Gruppen oder Ländern sind oft relevante Nachrichten, da sie Spannung und Interesse generieren. Kriminalfälle erzielen ebenfalls eine hohe Aufmerksamkeit bei den Medien – aus ebendiesem Grund.

Ausmass

Ereignisse mit großen Auswirkungen oder hoher Bedeutung haben eine größere Wahrscheinlichkeit, als Nachrichten behandelt zu werden, da sie eine breite Palette von Zuschauern ansprechen.

Prominenz

Nachrichten von bekannten Persönlichkeiten wie Politikern, Prominenten oder Sportlern haben eine hohe Bedeutung für die Medien, da sie bereits eine große Fangemeinde haben. Im Medizinbereich leben TV-Magazin häufig davon, die Krankheitsgeschichten von Prominenten auszubreiten. Was zu einer Win-Win-Situation führt: Die Prominenten erhalten genau so (erwünschte) Sichtbarkeit wie die sie behandelnden Mediziner.

Relevanz / Betroffenheit

Ereignisse, die direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben, wie wirtschaftliche Entwicklungen oder politische Entscheidungen, sind für die mediale Berichterstattung von großer Bedeutung.

Negativität:

Negative Ereignisse wie Katastrophen, Unfälle oder Verbrechen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, als Nachrichten dargestellt zu werden, da sie Emotionen und Besorgnis in den Zuschauern hervorrufen.

Diese Nachrichtenfaktoren beeinflussen die Auswahl und Darstellung von Geschichten in den Medien. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass diese Faktoren nicht unbedingt die tatsächliche Bedeutung oder Relevanz eines Ereignisses widerspiegeln, sondern vielmehr die medienspezifische Darstellungsweise beeinflussen.

Wer den Medien also proaktiv Medizin-Themen anbietet, sollte sich der Nachrichtenfaktoren immer bewusst sein. Und darauf achten, dass bei einem Themenvorschlag ausreichend Nachrichtenwerte vorhanden sind.

Verschiedene Zugänge zu den Medien

Insbesondere im Medizin-Bereich werden heute viele TV-, aber auch Print-Magazine von Spitälern, Pharmaunternehmen oder auch Labors gesponsort. Die Unternehmen sichern sich damit in der Regel auch den Zugang zu den redaktionellen Inhalten, ganz egal, ob das offen so ausgewiesen wird oder nicht. – Für alle, die den spezifischen Medientitel nicht sponsorn, erschwert das den Zugang erheblich.

Abgesehen davon ist eine der hauptsächlichsten Zugänge zu den Medienschaffenden die Medienmitteilung oder das Medien-Communiqué oder – bei sehr gewichtigen Ereignissen: die Medienkonferenz. Communiqués und Medienkonferenzen werden bei allen uns bekannten Spitälern von der Unternehmenskommunikation, gegebenenfalls in enger Abstimmung mit der Klink, organisiert und umgesetzt.

Ein weiterer Zugang zu Medienschaffenden sind Events. Dazu gehört der «Tag der offenen Tür» für die breite Bevölkerung genauso wie der Themenabend, an dem ein interessiertes Publikum über ein bestimmtes Krankheitsbild und dessen Therapiemöglichkeiten informiert wird. Ein solcher Event ist für Medienschaffende ein guter «Aufhänger», ein guter Grund also, über das Thema einen Artikel zu schreiben. Für TV- oder Radiobeiträge wird das in der Regel nicht reichen: Die Medienschaffenden wollen zusätzlich einen Patienten interviewen können.

Einer der tragfähigsten Zugänge zu den Medien ist sicherlich ein Netzwerk von persönlichen Journalisten-Kontakten. Wer Medienschaffende persönlich kennt, kann Ihnen Themen direkt antragen. Zu beachten ist dabei, dass Medienschaffende je nach Redaktion und Ressort, bei dem sie tätig sind, unterschiedliche Bedürfnisse haben. Journalistinnen am Newsdesk eines Online-Portals sind an anderen Themen interessiert als der Kollege in der Dokumentarabteilung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. – Gleichwohl können können sie natürlich auch behilflich sein, für ein bestimmtes Thema einen Kontakt anzubahnen, auch wenn sie das Thema selbst nicht realisieren können.

Mediendatenbank SMD

Von grosser praktischer Bedeutung im Medienalltag ist das Instrument der Schweizerischen Mediendatenbank SMD. In dieser Datenbank fliessen die Medienbeiträge fast aller Schweizer Medientitel im Volltext ein – grösseren wie kleineren, Publikumstiteln wie Fachmagazinen. Die SMD ist das Instrument der Journalistinnen und Journalisten bei ihren Recherchen. Wer als Medienschaffender etwa eine Gynakologin oder einen Dermatologen sucht, tut das häufig über die SMD, weil er dort auf Experten stösst, die bereits medienerfahren sind.

Für alle, die mediale Sichtbarkeit erreichen möchten, ist es zentral, in einem Medienartikel namentlich und mit seiner Funktion und Expertise erwähnt zu sein, um so von anderen Medienschaffenden in der Datenbank gefunden zu werden.

Social Media als Themenquelle für Medien

Ein grosses Themenreservoir für die «traditionellen» Medien bilden heute die Social Media Kanäle – sowohl der Spitäler selbst als auch diejenigen der einzelnen Ärzte. Viele Medienschaffende nutzen Social Media zur Inspiration für eigene Geschichten und folgen Personen, von denen sie sich entsprechende «Inputs» versprechen. 

Die «Big Five»

Zum aktuellen Zeitpunkt sind aus unserer Sicht von den sechs grössten Social Media Plattformen fünf besonders relevant, um Geschichten zu posten.

  • LinkedIn
  • Youtube
  • Facebook
  • Instagram
  • TikTok
  • X (früher Twitter)

Die Dynamik in diesem Bereich ist dabei sehr hoch: TikTok beispielsweise als jüngste der aktuell relevanten Plattformen spielte vor kurzem noch kaum eine Rolle, hat in kurzer Zeit aber massiv an Bedeutung zugelegt und ist unterdessen längst nicht mehr nur eine Plattform für Pubertierende, die ihre TikTok-Dancemoves unter die Leute bringen. LinkedIn hat das früher im deutschsprachigen Raum vorherrschende Xing ein grosses Stück weit verdrängt, währenddem der frühere Platzhirsch Facebook für viele «im Sterben» liegt. Aber zu den Plattformen im Einzelnen:

LinkedIn

Die Karriereplattform, die seit 2016 zum Microsoft-Imperium gehört, hat in den letzten Jahren nicht nur Xing überholt, sondern hat sich auch zum «Facebook für alles Berufliche» entwickelt. Beiträge auf LinkedIn finden gerade auch unter Peers und innerhalb der eigenen «Bubble» Beachtung und gilt klassisch eher als Plattform für das berufliche Netzwerken. LinkedIn ist deshalb eine gute Basis insbesondere für die Sichtbarkeit innerhalb des eigenen Netzwerks.

Aber nicht nur: In der jüngsten Zeit hat die Plattform mit neuen Möglichkeiten wie z.B. dem Creator Mode die Basis dafür geschaffen, zunehmend als Plattform für Themenbeiträge zu funktioneren. Natürlich können dadurch auch potentielle Patientinnen und Patienten über LinkedIn angesprochen werden. Wichtig zu wissen: Gemäss letzten Zahlen von 2020 waren weltweit betrachtet 80% der User auf LinkedIn nicht älter als 35 Jahre

Und: Private Posts auf LinkedIn sind verpönt.

Facebook

Oft wird Facebook ein baldiger Tod beschieden, und tatsächlich kämpft die Plattform um Beachtung und Reichweite – bei den jüngeren Generationen. Tatsächlich ist die Nutzung bei den bis 24-Jährigen beispielsweise stark zurückgegangen, dafür geht sie bei den Personen von 55 Jahren an aufwärts über die letzten Jahre deutlich nach oben (Zahlen von onlinekarma.ch ->hier) Für viele Ärztinnen und Ärzte dürfte diese Plattform deshalb zur Kommunikation mit potentiellen Patientinnen und Patienten deshalb durchaus immer noch von Interesse sein, insbesondere bei Fachrichtungen, deren Hilfe insbesondere bei älteren Patientinnen und Patienten gefragt ist. Facebook ist als Plattform weniger «schnell» als Insta oder TikTok, sie transportiert Botschaften nicht nur in Video-, sondern auch in Text- und Bildform erfolgreich.

Wichtig: Facebook bietet in den Einstellungen zur Privatsphäre gute Möglichkeiten, private Posts ausschliesslich seinem Freundeskreis zugänglich zu machen und die öffentlich zugängliche Timeline für Themen frei zu halten, die für die eigene Sichtparkeit als Fachperson relevant sind.

Facebook gehört zum Konzern «Meta» von Mark Zuckerberg, zu dem auch Instagram und WhatsApp gehören. Instagram- und Facebook-Konten tauschen gegenseitig Daten aus.

Instagram

Instagram hat sich in den letzten Monaten von der früheren Foto- zu einer Video-Plattform weiterentwickelt und verfügt dort über verschiedene Formate. Insta ist die Plattform, welche die gesamte Influencer-Bewegung gross gemacht hat. Sie ist bei der Gruppe der 35 bis 54-jährigen die zweitbeliebteste Plattform, aber auch schon zwischen 18 und 34 Jahren sehr beliebt – weniger bei der älteren Generation.

Instagram hat unter dem Eindruck der neuen Konkurrenz durch TikTok zuletzt neue, kurze Videoformate eingeführt. In solchen Formaten ist es wichtig, ohne Einleitung sofort auf den Punkt zu kommen. Eine hochwertige und teure Produktion ist nicht notwendig, in Hochformat mit dem Handy gefilmte «Reels» sind ausreichend. Eine gute Geschichte zu erzählen ist wichtiger als technische Perfektion. Diese können aber z.B. dafür eingesetzt zu werden, das Publikum auf eine eigene Internetseite zu triggern, auf der dann vertiefende Informationen zur Verfügung gestellt werden.

Instagram gehört zum Konzern «Meta» von Mark Zuckerberg, zu dem auch Facebook und WhatsApp gehören. Instagram- und Facebook-Konten tauschen gegenseitig Daten aus.

TikTok

Die chinesische Social Media Plattform hat insbesondere bei der jungen Generation zwischen 18 und 24 Jahren viele Fans, bei den noch jüngeren und der nächstälteren Generation (13 bis 17 Jahre und 25 bis 34 Jahre) sind die Nutzungszahlen fast gleichauf. Inhaltlich hat sich TikTok in den letzten Monaten deutlich weiterentwickelt und wird zunehmend auch für ganz neue Inhalte z.B. politischer Art genutzt. Der Algorhythmus auf TikTok ist sehr sensibel und erkennt rascher als bei den anderen Plattformen, wenn ein User sich bei einem Thema etwas länger aufhält und spielt dann weitere Inhalte desselben Themas ein.

Im Gegensatz zu Instagram, das in der letzten Zeit das Tempo durch die neuen Video-Kurzformen angeheizt hat, geht TikTok genau den gegenteiligen Weg und erlaubt unterdessen auch längere Sequenzen, die vertieft auf ein Thema eingehen. TikTok bietet zudem auch Live-Sessions an, für die ein Account allerdings zuerst qualifiziert sein muss.

In den USA gibt es politische Vorstösse, um TikTok zu verbieten. Vordergründig wird mit dem Datenschutz argumentiert, viele Beobachter gehen aber eher davon aus, dass es um Hegemonialansprüche der grossen Platzhirsche wie Meta (Facebook, Instagram und WhatsApp) oder Google (Youtube) geht.

Youtube

Youtube ist der erfolgreichste Videostreaming-Dienst in der Schweiz und erreicht gemäss Zahlen von 2022 täglich etwa doppelt so viele Schweizerinnen und Schweizer wie beispielsweise Netflix. Das Angebot ist riesig und sehr divers, mit den «Shorts» hat aber auch Youtube den Trend von TikTok und Insta aufgegriffen. Shorts haben die beste Chance, schnell viral zu gehen und ein grosses Publikum zu erreichen.

Dazu bietet Youtube aber auch die Möglichkeit, deutlich längere Beiträge zu posten, die ein Thema vertieft betrachten. Gerade im Gesundheitsbereich sind solche Formate gängig und werden auch gut nachgefragt.

Youtube gehört zu Alphabet, dem Mutterkonzern von Google.

Twitter

Twitter ist einerseits diejenige Plattform, die von Medienschaffenden besonders häufig genutzt wird. Einerseits, um Links auf eigene Beiträge zu posten, vor allem aber, um zu beobachten, was sich im Twitterraum so tut. Das hat in der Vergangenheit ein beträchtliches Eigenleben entwickelt. Allerdings hat es Twitter nie geschafft, zu einer Plattform zu werden, auf der ernsthafte Debatten mit Inhalt geführt werden. Viele Twitter-Accounts beschränken sich auf gehässige Polemik. Wir erachten die Plattform deshalb nicht als relevant für die Inhaltsvermittlung oder eine inhaltliche Auseinandersetzung. Sie kann aber dazu dienen, auf Beiträge auf anderen Plattformen oder dem eigenen Internetauftritt aufmerksam zu machen und diesen Beiträgen Traffic zuzuführen.

Die Enden verknüpfen

Allen Social Media Plattformen ist gemein, dass sie im Hintergrund sehr genau beobachten, ob und wie Inhalte von der Community aufgenommen werden. Das explizite Ziel aller dieser Plattformen ist es, die User zu einem möglichst langen Verbleib auf der Plattform zu animieren. Deshalb werden Inhalte, die beim Publikum gut ankommen, von allen Social Media Plattformen deutlich stärker «gepusht» als solche, die kein Interesse hervorrufen. Genauso wichtig wie das Publizieren selbst ist es deshalb, dafür zu sorgen, dass die publizierten Inhalte auch wahrgenommen werden. Wem es gelingt, das eigene Netzwerk und Umfeld dazu zu bringen, die Posts zu liken, ins eigene Profil zu übernehmen oder auch mittels Kommentaren zu interagieren, der hat eine gute Chance, dass ein Inhalt viral geht und von einem grossen Publikum gesehen wird.

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