Schon die Auswahl war bezeichnend: Peter Hossli, Lukas Hässig, Simone Rau, Franziska Streun? Alles ehrenwerte Journalistinnen und Journalisten. Im einen oder anderen Fall haben Sie im ablaufenden Jahr sogar effektiv eine Geschichte recherchiert, die Relevanz hatte. Beispielsweise Lukas Hässig, der die unsägliche Abfindungssumme publik machte, die Daniel Vasella zum Abschied bei Novartis hätte nachgeworfen werden sollen. Just vor der Abstimmung über die Minder-Initiative lanciert, hat der Scoop vielleicht sogar etwas mit beigetragen zum Abstimmungsresultat.

Franziska Streun stand ebenfalls auf der Liste der Nominierten. Streun hat 2013 den «Mordfall Gyger» neu aufgearbeitet und ihre Recherchen in Buchform präsentiert. Gelöst hat sie den Fall nicht – der Mord bleibt auch 40 Jahre nach der Tat ungeklärt. Streune Problem: Man kennt sie nicht in der Szene. Und der Mordfall Gyger hat trotz dem Buch keine grosse Themenkarriere gemacht.

Nominiert war auch Rocchi Ludovic. Er hat 2013 Schlagzeilen gemacht, weil sein Haus nach einer Recherche über eine Plagiatsaffäre an der Universität Neuchâtel  durchsucht worden war. – Zu Unrecht, wie unterdessen gerichtlich festgestellt worden ist. Die Staatsanwaltschaft hatte massiv über die Stränge geschlagen. Das soll nicht die Leistung Ludovics schmälern, nur: Reicht die Rolle des Justizopfers, um Journalist des Jahres zu werden?

Offensichtlich nicht. Die 1630 Branchenvertreter, die eine Stimme abgegeben haben, entschieden sich für Markus Gilli. Im Gegensatz zu den erwähnten Kollegen hat der 2013 gar nichts vorzuweisen, ausser «Business as usual». Man mag ihm den Preis gönnen, der letztlich aber vor allem eins zeigt: den desolaten Zustand einer Branche.

 

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