Drei Lehren aus Baerbocks Fails

Das vollständige Interview

Die Emotionen gehen wieder mal hoch in Deutschland ob der deutschen Aussenministern. Einige lachen, viele schämen sich.

Ausgangspunkt ist ein Interview von Annalena Baerbock in den TAGESTHEMEN vom 17. April 2024. Darin gelingt ihr tatsächlich kaum ein fehlerfreier Satz.

Welche Lehren gibt es aus dem verunglückten Auftritt zu ziehen?

3 Punkte:
Zunächst mal: Nicht jedermann kann Rhetorik-Gott sein, auch wenn man vieles in der Medienrhetorik lernen kann.

Dazu gehört es auch, die Stärken zu stärken (und solche hat jede Person). Und die Schwächen zu umgehen.

Dass es Baerbock mit Fremdwörtern nicht so hat, ist bekannt. Deshalb sollte für sie gelten: Keine Fremdwörter. Gleichwohl spricht sie über die Angriffe des Iran auf Isreal als «präsidenzlose Angriffe». Sie meint wohl präzedenzlos. Aber warum verwendet sie nicht einfach das viel einfachere Wort «beispiellos»?

Zugegeben: Baerbock ist nicht die erste, die versucht, mit akademischem Wortschatz zu punkten. Wir erleben das in Medientrainings recht häufig.

Dem aber eine falsche Vorstellung zugrunde liegt. Nämlich die, mit einer komplizierten Sprache Kompetenz ausstrahlen zu können.

Nur: Das Gegenteil ist der Fall. Die Speer-Spitze der Kompetenz, das sind diejenigen, denen es gelingt, auch komplexe Sachverhalte einfach und verständlich darzustellen. Einfach, aber halt sprachlich korrekt.

Das ist es, was auch Medienschaffende sich wünschen. Denn das Schlimmste für sie wäre, dass sich das Publikum abwendet, weil die Ausführungen unverständlich sind.

Lehre Nummer 1:
Was in den Medien gefragt ist, ist eine strassengängige Sprache, kein schwülstiges akademisches Blabla.

 

Einfach und verständlich, das gilt auch für die Länge der Sätze. In der gesprochenen Sprache und in flüchtigen Medien wie Radio und Fernsehen noch viel mehr. Eine althergebrachte Regel, die den Volotären auf der Redaktion beigebracht wird: 13 Wörter pro Satz, das ist das Maximum. Kurze Sätze, bitte. Subjekt, Prädikat, Objekt – und gut ist. Keine Verschachtelungen, denen niemand mehr folgen kann – und die am Ende grammatikalisch nicht aufgehen.

Lehre Nummer 2:

In der Kürze liegt die Würze. Das gilt für jeden einzelnen Satz.

 

Die Frage, die uns in Medientrainings häufig gestellt wird: Haben denn diese Spitzenpolitiker keine Kommunikationsspezialisten, die ihnen helfen?

Ich hab’ keine Informationen, wie Baerbock das macht. Aber ja, sich helfen zu lassen, ist sicherlich nicht falsch. Zwei Beobachtungen dazu: Viele holen sich Berater, machen dann aber trotzdem ihr eigenes Ding. Wir nennen sie die «Beratungsresistenten˚.

Ob Baerbock glaubt, sie könne es wider den Ratschlägen ihrer Profis besser, ist nicht bekannt. Dass ihre Berater, im Wissen um ihre kommunikativen Schwächen, ihr Sprechnotizen vorbereiten mit Wörtern und Wortgebilden wie «präzedenzlos» oder «meistsanktionierten Sanktionsregimen» erscheint fast unmöglich. Und falls es doch so wäre, dann wär’s höchste Zeit, die Expertise der Experten mal in Frage zu stellen.

Lehre Nummer 3:

Such’ Dir Experten, die Dich unterstützen und wissen, wie sie Deine Stärken betonen und die Schwächen umschiffen. Und hör’ auf sie – dafür hast Du sie ja.

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